Leserbriefe aus dem Tages Anzeiger vom 29. Januar 2001

 

Mein Grossvater wurde gestorben   

… er hätte mich wohl kaum angefleht, ihn am nächsten Tag nach der Arbeit nochmals zu besuchen. Als ich eintraf, war er schon weggeräumt… 

Vor kurzem wurde mein Grossvater gestorben - durch Exit. Die vielen Schritte der Beihilfe zum Selbstmord wurden auf die verschiedensten Personen verteilt, so dass keiner der Beteiligten sich allzu schlecht fühlen sollte, vor und nach der Tat. Der Hausarzt schmeichelte ihm und fand es ganz passend, sein Leben ganz bis zum Schluss in ‘seine’ Hand zu nehmen. Zwei seiner Kinder mussten die Unterschrift geben, dass sie den Willen des Vaters gutheissen. Da er unfähig war, die Telefonnummer zu wählen, musste ein Fremder Exit organisieren. Sie waren ganz schnell da, anscheinend gibt es keine langen Wartezeiten bei den Gehilfen zum Selbstmord. Untersuchungsrichter und Polizeibeamte wussten von der geplanten Beihilfe zum Selbstmord und besichtigten nach der Tat die Wohnung. Mit der Todesurkunde wurde die Leiche darauf schleunigst ins Krematorium gebracht, damit man sich wohl nicht allzu sehr belästigt fühlte durch den das Gewissen anklagenden Toten im Haus. Abstossend auch das fromme Gehabe, das zur Schau gestellt wird: Ein Pfarrer überreicht mit Gebet die Todespille. Welch ein hohn gegenüber dem Gebot: Du sollst nicht töten. Mein Grossvater hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht, wenn man Ja sagt. Sonst hätte er mich wohl kaum angefleht, ihn am nächsten Tag nach der Arbeit nochmals zu besuchen. Als ich eintraf, war er schon weggeräumt. HC., Zürich

Ist mit dem Tode alles aus? - Es gibt ein Drüben!   

Die Gespräche zur Sterbehilfe weichen fast stets der brisanten Frage aus: Ist der Tod Punkt oder Doppelpunkt, ist es “aus” oder “überlebt” man den Tod irgendwie? Man kann sicht vom Sterben reden und gleichzeitig zum Tod schweigen. Sicher: in diesem Bereich ist sehr grosse Vorsicht geboten, weil die Ebene des allgemein Erfahrbaren und Überprüfbaren verlassen wird. Aber: Offenbar sehen viele Menschen in unserer Zeit nur das greifbare, diesseitige (vielleicht mühsam gewordene) Leben; offenbar sind sie der Ansicht, alles Leiden sei vorüber, wenn die Kohlenstoffchemie und der Energieumsatz nicht mehr funktionieren; offenbar wissen viele Leute zu wenig vom Geheimnis des Dankens, dass man nämlich nicht nur für das Gute danken soll….

… offenbar haben die wenigsten Gelegenheit gehabt, den Glanz im Antlitz von Sterbenden zu erleben oder allenfalls das tiefe existenzielle Erschrecken kurz vor dem Übergang, wenn sie bewusst und ohne “medikamentöse Begleitung” die Grenze passieren. Obwohl mein Erlöser Jesus Christus heisst, erkenne ich in ausserbiblischen Quellen Bestätigungen dafür, dass es ein “Drüben” gibt und dass wir in der Verantwortung stehen. Hans H Spillmann, Bäretswil

Hier gilt es anzufügen:

Ohne auf Okkulte und  andere Quellen zurückzugreifen gibt es bezüglich des obenerwähnten Themas ausführliches bei Pfr Christoph Blumhardt, J M Hahn, Johannes Gommel, oder bei Sadhu Sundar Singh. Wir empfehlen Ihnen die Schriften von Sadhu Sundar Singh, die über das im obenstehenden Leserbrief angeschnittene Thema ausführlich Auskunft geben.                    Die Internet Red.

   

Gewollt oder Ungewollt ins Leben geschubst… 

 

Dass ein jeder von uns mal gewollt oder ungewollt ins Leben geschubst wurde, betrachte ich als ein Geschenk. Was ein jeder von uns aber mit diesem Geschenk macht, steht ihm frei. 

Das Leben ein Wegwerfartikel? Mitnichten. Nun gibt es Menschen, welche während ihrer ganzen Lebenszeit mit ihrem Leben nicht gerade viel anzufangen wissen. Eigentlich traurig, aber diese Tendenz ist steigend…. C.B., Wettswil

 

Grosse Angst und Unsicherheit - Lebenshilfe bis zum Schluss und nicht Tötungshilfe!   

Dass der Stadtrat an seinem Entscheid zur Sterbehilfe festhält, hat grosse Angst und Unsicherheit unter den Pensionären ausgelöst. Als Mensch und als Krankenschwester kann ich diesen Entscheid nicht unterstützen und verantworten. Unsern Auftrag in der Pflege und Betreuung sehe ich - nach 20-jähriger Erfahrung in Geriatrie und Spitex (auch Erfahrungen mit Exit) - darin, dass wir den Pensionären in den Alters- und Pflegeheimen nicht Hilfe zur Sterbehilfe anbieten müssen, sondern Lebensbegleitung bis zum Schluss…. C. Jutzi-Sigg, Forch

   

Es geht um Menschenleben!   

Die Antwort des Stadtrates auf die Interpellation Maissen (CVP), es handle sich bei der Zulassung u.a. der umstrittenen Sterbehilfeorganisation Exist (siehe Dissertation: “Exit Suizide in Basel”, Universität Basel 1999) in den Stadtzürcher Altersheimen nicht um “aktive Sterbehilfe”, mag nicht zu überzeugen. Tatsache ist, dass auf eidgenössischer Ebene Bestrebungen im Gange sind, die Patiententötung zu legalisieren. Die missbräuchliche Verwendung des Begriffs “Sterbehilfe” (bisher der legalen passiven Sterbehilfe vorbehalten) für “aktive Sterbehilfe”, das heisst für illegale Patiententötung oder Euthanasie wirkt verharmlosend. Ob der Altersheiminsasse tatsächlich durch sogenannt “selbstbestimmtes Sterben” umgekommen ist, lässt sich, da der einzige Zeuge tot sein wird, kaum mehr überprüfen. 

Bisher ist Holland das einzige Land auf der Welt (!), in der die unmenschliche Patiententötung auf Verlangen durch einen Arzt straffrei ist. Der NS-Entwurf für ein “Gesetz über die Sterbehilfe bei unheilbar Kranken” von 1940 konnte wegen dem Widerstand der deutschen Bevölkerung nie gesetzlich verankert  we4rden. Von den drei Gesetzestexten bzw. - Entwürfen, geht der Vorschlag der Schweizer “Arbeitsgruppe Sterbehilfe” am weitesten, weil er die Straffreiheit nicht nur für Ärzte sondern für alle “Täter” fordert. Der Vergleich mit dem Nazi-Gesetzesentwurf erfolgt übrigens nicht aus Böswilligkeit, sondern weil es auf der ganzen Welt mit Ausnahme von Holland nichts Vergleichbares gibt. Sämtliche Weltreligionen lehnen jegliche Art von Tötung strikte ab. In der Sterbe”hilfe”-Debatte geht es nicht um Tabubruch- oder ideologische Diskussionen, sondern um Menschenleben, darum wehret den Anfängen! P. Aebersold, Zürich im Neues Bülacher Tagblatt vom 3. Febr. 2001

 

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