St. Galler Tagblatt

 

Krematorium:

Starker Quecksilber-Ausstoss

 

Die schweizerischen Krematorien setzen bei den Einäscherungen pro Jahr zwischen 40 und 80 Kilogramm Quecksilber frei; der Vertreter des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (Buval) bestätigt mit dieser Auskunft einen Bericht der SDA.

Derzeit werde nach Lösungen gesucht, um diesen Ausstoss möglichst zu vermindern. Auch die Genossenschaft St.Galler Feuerbestattungsverein überlegt sich, wie dieses Problem am besten anzugehen sei.

 

MELANIE RIETMANN

 

Aufsehen erregt hatte die Schadstoff-Analyse eines Berner Umweltberatungsbüros. In dieser Arbeit sind die Emissionen von Einäscherungs-Anlagen untersucht worden.

Die Experten isolierten und massen die Quecksilber- und Bleiwerte bei 16 Verbrennungen und registrierten pro Vorgang bis zu drei Gramm Quecksilber, das in Form giftiger Dämpfe an die Luft abgegeben wird.

 

Einschätzung des Bundesamtes

 

Wie Anton Stettler vom Bundesamt fur Umwelt, Wald und Landschaft (Buval) darlegt, erachtet man diese VIerte «als seriös. Sie können als taugl1che Grundlage fur Hochrechnungen herangezogen werden.» Das Buval geht davon aus, dass alle Krematorien der Schweiz zusammen pro Jahr zwischen 40 und 80 Kilogramm Quecksilber ausstossen. Wie die Autoren der eingangs erwähnten Studie ist auch Stettler der Ansicht, dass diese emittierten Schadstoffe „grösstenteils aus den Amalgamfüllungen der Bestatteten stammen“.

 

Abklärungsphase

 

Stettler setzt den Quecksilber-Ausstoss der Krematorien in Beziehung zur Quecksilber-Emission von Kehricht- Verbrennungs-Anlagen (KV A).

«Deren Quecksilber-Ausstoss ist heute etwa zehnmal höher. Nachdem die überall eingeleiteten Sanierungsprogramme der Anlagen durchgezogen und, moderne Rauchgas-Reinigungs-Anlagen eingebaut sind, wird der Anteil der Krematorien an der gesamten Quecksilber-Emission noch rund 20% betragen», schätzt er. Das Buval stützt sich Stettler zufolge auf eigene Messungen wie auf Angaben von Zahnärzten, die bereitwillig ihre Daten über den Amalgamverbrauch zur Verfügung gestellt haben.

«Derzeit laufen Abklärungen, mit welchen Methoden man diesem Problem: am besten zu Leibe rückt», ist von Stettler weiter zu erfahren.

 

Gar nicht erst in den Ofen?

 

Er macht deutlich, dass Lösungen auf verschiedenen Ebenen gesucht werden. «Zum einen gilt es zu Überlegen: wie man erreichen könnte, dass dieses Amalgam gar nicht erst in den Verbrennungsofen gelangt. Ausser- dem muss abgeklärt werden, wie jene Mengen, die sich nicht schon vor der Einäscherung eliminieren lassen, möglichst nicht in die Luft ausgestossen werden.»

 

St.Galler Überlegungen

 

Genau dieses Problem steht bei der Genossenschaft St.Galler Feuerbestattungsverein laut Hans-Martin Schibli ebenfalls auf der Traktandenliste. Er vertritt die Stadt in diesem Gremium.

Eingeweiht wurde die neue Verbrennungsanlage im Feldli laut Auskunft von Urs Engwiler (Ingenieurbüro Wieser & Co.) zu Beginn der 80er Jahre, wobei man damals die modernsten Anlagen und die modernste Feuerungstechnik überhaupt anwandte.

Im Feldli werden pro Jahr rund 2500 bis 2700 Leichen eingeäschert. Aber selbst wenn man sich entschlösse, eine noch modernere Anlage aufzustellen, wäre damit das Problem der Quecksilber-Emissionen nicht gelöst.

Engwiler: «Auf dem Markt werden heute nach wie vor die genau gleichen Öfen angeboten wie damals, denn seriereife und wirtschaftlich tragbare Lösungen gibt es bislang nicht.»

 

Auch Ausland ist nicht weiter

 

Das gilt Engwiler zufolge auch rur das Ausland. Dies wurde uns auch beim Buval bestätigt. «Gebrauchfertiges ist derzeit nicht zu haben. Es geht jetzt im wesentlichen um Versuche, mit welcher Technik den Quecksilber-Emissionen am besten beizukommen ist. Aber für Resultate ist es derzeit noch zu früh. Entsprechende Tests laufen erst», sagt Stettler .